Kleine Körper, große Abwehr: Die Entwicklung des Immunsystems bei Kindern

Kind springt mit einem Hund bei Regen vergnügt über eine Wiese

Die Entwicklung des Immunsystems von Kindern ist faszinierend und vielschichtig. Von der Schwangerschaft an bis zur Pubertät durchläuft es viele Veränderungen und Herausforderungen. Es lernt mit jedem Tag mehr, mit Erregern umzugehen und sich gegen Krankheiten zu wappnen. Wir werfen einen Blick auf die spannenden Prozesse und auf ein paar wertvolle Tipps.

Immun von Anfang an? 

Unser Immunsystem arbeitet im Hintergrund unermüdlich, um uns vor Erregern aller Art zu schützen. Doch, ist das Immunsystem eigentlich von Anbeginn an da? Wie steht es um das Immunsystem von Babys und wie funktioniert die Abwehr unserer kleinen Abenteurer*innen, während sie wachsen? Wir werfen einen Blick auf die spannende Entwicklung. 

Schwangerschaft: Die Basis des Immunsystems wird geschaffen

Geht es um das Immunsystem, werfen wir den Blick schon auf die Zeit vor der Geburt – denn schon in der Schwangerschaft wird der Grundstein für die körpereigenen Abwehrkräfte gelegt. Das angeborene Immunsystem entwickelt sich circa ab der 10. Schwangerschaftswoche und das spezifische Immunsystem ab der 14. Woche.

Exkurs unspezifisches vs. spezifisches Immunsystem: Das unspezifische Immunsystem ist von Geburt an vorhanden und somit angeboren. Es besteht aus physischen Barrieren wie etwa der Haut, anderen Zellen oder den Schleimhäuten. Das spezifische Immunsystem hingegen entwickelt sich im Laufe des Lebens und bietet eine gezielte Abwehr gegen Erreger.

Während der Schwangerschaft gibt es außerdem ein ganz besonderes Band – den Nestschutz: Ab der 20. Schwangerschaftswoche gehen dabei Antikörper über die Nabelschnur zum Baby über. Zusammen mit der Plazenta verleiht das dem Kind Schutz gegen einige Bakterien und Viren – ein wertvoller Schutz, bis das eigene Immunsystem soweit ist.

Von Geburt an gestärkt

Mit der Geburt beginnt die Lernphase des kindlichen Immunsystem. Auch der Geburtsvorgang spielt dabei eine Rolle: Bei der vaginalen Geburt werden nützliche Bakterien von der Mutter auf das Neugeborene übertragen, die die Entwicklung des Darmtrakts und des Immunsystems unterstützen können. Und auch beim Stillen werden Antikörper aufgenommen. In den ersten Monaten profitiert Dein Baby so weiter vom Nestschutz – gleichzeitig beginnt die Entwicklung des eigenen Immunsystems.

Denke daran: Jede Geburt ist einzigartig und jede Entscheidung richtig. Studien zeigen zwar Unterschiede in der Immunsystementwicklung bei verschiedenen Geburts- und Still-Formen – aber, das bedeutet nicht, dass es den “einen richtigen Weg” gibt! Jeder Mensch trifft eigene richtige Entscheidungen basierend auf der individuellen, medizinischen Situation. Was wirklich zählt, ist eine liebevolle Umgebung und die bestmögliche Versorgung. Egal ob Kaiserschnitt oder vaginale Geburt, Stillen oder Flaschenahrung – es gibt viele Wege, die Abwehr Deines Kindes zu unterstützen.

Entwicklungsphasen des kindlichen Immunsystems 

Zunächst geht das noch sehr unspezifische Immunsystem mit Hilfe von Fresszellen gegen eindringenden Keime vor. Fresszellen sind eine Gruppe von Immunzellen, die eindringende Keime erkennen und gewissermaßen verschlingen. Sie sitzen in Gewebe, Blut und Zellen.

Nach und nach beginnt das spezifische Immunsystem sich immer deutlicher zu entwickeln. Während der Zeit in Kinderkrippen, Kindergarten, Spielgruppen und Co. baut der Körper so sein immunologisches Gedächtnis auf und erkennt immer mehr Erreger. Trotzdem kommen auch in dieser neuen Lebensphase neue Herausforderungen auf das Abwehrsystem zu: Neue Umgebung, neuer Rhythmus, der Kontakt mit vielen neuen Menschen und neue Krankheitserreger.

Entwicklungsphasen im Überblick

Neugeborenenphase (ca. 0-3 Monate):

  • Nestschutz durch mütterliche Antikörper

  • Unspezifisches Immunsystem und Fresszellen sind besonders wichtig

  • Erste Kontakte mit Mikroorganismen über das Stillen und die Umgebung


Frühe Kleinkinderphase (ca. 3-12 Monate):

  • Beginn der Entwicklung des spezifischen Immunsystems

  • Erste aktive Antikörperproduktion

  • Aufbau des immunologischen Gedächtnisses startet


Kindergartenalter (ca. 1-6 Jahre):

  • Intensive Lernphase des Immunsystems

  • Hohe Infektanfälligkeit

  • Wichtige Periode für das Erkennen von Erregern


Schulkindalter (ca. 6-12 Jahre):

  • Deutlich entwickelte Abwehrkräfte

  • Das Immungedächtnis wird immer komplexer

  • Bessere Reaktionsfähigkeit auf bekannte Erreger


Pubertätsphase (ca. 12-18 Jahre):

  • Hormonelle Veränderungen beeinflussen das Immunsystem (v. a. Testosteron und Östrogen)

  • Infektanfälligkeit reduziert sich langsam wieder

  • Das langfristige Immungedächtnis bildet sich

  • Erste Anpassungen an komplexere Umwelteinflüsse

Kleinkinder sind in den ersten Lebensjahren besonders häufig krank – bis zu zwölf Atemwegskrankheiten pro Jahr gelten als normal. Auch wenn wir unsere Kleinsten schützen möchten – dieser Kontakt mit Erregern, im richtigen Maß, ist essentiell. Denn das Immunsystem von Kindern ist wie eine kleine Detektivin und wird mit jeder Begegnung schlauer – jeder Schnupfen ist eine Lektion, jede Erkältung ein Training. Kommt das Immunsystem dann mit bereits bekannten Erregern in Kontakt, hat es dank des Immun-Gedächtnisses die Fähigkeit, den Virus oder das Bakterium zu erkennen und effektiver abzuwehren.
 

Vergiss nicht: All die vielen Veränderungen im sozialen Miteinander, mit Hausaufgaben und Lerneinheiten, neuen Menschen und Umfeldern können ziemlich herausfordernd sein. Für Kinder ist mentaler Support und die Bewältigung der neuen Eindrücke in dieser Zeit besonders wertvoll. Achte darauf, dass Ruhephasen und unterstützende Gespräche dazugehören – denn Stress fordert das Immunsystem zusätzlich heraus. 

Hinweis: Anhaltende Infektionen, ungewöhnliche Müdigkeit oder andere Anzeichen eines zu sehr geschwächten Immunsystems solltest Du dennoch im Blick behalten und bei Unsicherheiten ärztlichen Rat hinzuziehen.

Klein & doch so groß: Besonderheiten der kindlichen Abwehr

Der Grundstein für das Immunsystem ist mit der Kindheit gelegt – doch für einige Zeit unterscheidet sich das kindliche und jugendliche Abwehrsystem noch in einigen Aspekten von dem eines Erwachsenen. 

Die Besonderheiten der kindlichen Abwehr

  • Stärkere, antivirale Immunität der oberen Atemwege: Studien zeigen, dass Kinder in der Regel mehr und aktivere Immunzellen in der Nasenschleimhaut aufweisen – Viren können so schneller erkannt und bekämpft werden.

  • Es kommt häufiger zu asymptomatischen, milden Verläufen – darum kann es sein, dass Dich die Viren aus Kindergarten und Co. häufiger und stärker aus der Bahn werfen, als Deine Sprösslinge. Als Mama oder Papa kennst Du das sicher.

  • Das Abwehrsystem pendelt sich über die Jahre in Kindheit und Jugend langsam, lernt aber nie aus – denn es passt sich im Laufe des Lebens kontinuierlich an.

  • In den Teenagerjahren unterscheidet sich das Immunsystem kaum noch von dem eines Erwachsenen. Die Kids werden nun auch seltener krank als in den Jahren zuvor. Die Hormonumstellung hat dabei einen merklichen Einfluss: Testosteron und Östrogen können z.B. beeinflussen, wie effizient der Körper auf Eindringlinge wie Bakterien, Viren und Co. reagiert.

Die besondere Rolle der Darmflora

Die Darmflora ist entscheidend für die Entwicklung des Immunsystems der Sprösslinge. Bereits ab der Geburt formt sich das Mikrobiom durch Ernährung und Umgebung. Vor allem die ersten Lebensjahre sind für die Vielfalt und Gesundheit besonders relevant.

Mutter und Tochter haben zusammen Freude beim Kochen

Die im Darm lebenden Mikroorganismen lehren dem Immunsystem, zwischen harmlosen und schädlichen Eindringlingen zu unterscheiden und dienen als Schutzbarriere. Eine ausgewogene Ernährung, reich an Ballaststoffen, Probiotika und Präbiotika, unterstützt die kleine Darmflora dabei ganz wunderbar. Mehr zum Thema Darmflora aufbauen liest Du auf unserem Blogpost. 

Faktoren, die das kleine Immunsystem beeinflussen & unterstützen

Das Immunsystem von Kindern wird durch viele Faktoren beeinflusst und ist ein komplexer Prozess. Das Abwehrsystem benötigt darum eine ganzheitliche, natürliche Unterstützung und einen ausgewogenen Ansatz. Ich möchte Dir einige Faktoren vorstellen, die eine Rolle für das Immunsystem der Kleinen spielt

  • Hautkontakt & Zuwendung: Positive Gefühle und ein enger Kontakt sollen wertvoll für das kleine Immunsystem sein. Unter anderem spielen hier Körpertemperatur, Atmung, Mikroorganismen und Bindungshormone eine Rolle.

  • Die Umgebung: Damit das Immunsystem lernen und wachsen kann, braucht es Kontakt zu vielfältigen Mikroorganismen – auch wenn Hygiene wichtig ist, um nicht permanent Viren und Bakterien ausgesetzt zu sein, ist ein gewisser Kontakt zur Natur und zu anderen Menschen und Lebewesen wertvoll für die Ausbildung des Abwehrsystems.

  • Super Snacks: Eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung ist nicht nur für uns Erwachsene das A und O, sondern auch elementar für das kindliche Immunsystem. Schon bei der Beikost kannst Du auf eine vielfältige Ernährung achten, die voller Nährstoffe für's Immunsystem steckt. Wir wissen: Kinder haben, was Essen angeht, einen ganz eigenen Kopf – anders als bei uns Erwachsenen ist es darum nicht immer ganz einfach, alle Obst- und Gemüsesorten im Speiseplan der Kleinen zu bringen. Entdecke Tipps für ein tolles Miteinander beim gesunden Essen: Kunterbunt und Kerngesund – 12 Rezepte für kleine Feinschmecker.

  • Kinderleichter Support: Einige Nährstoffe unterstützen den Aufbau des kleinen Immungedächtnisses besonders. Vitamin D und Zink spielen eine besondere Rolle, denn sie tragen zur normalen Funktion des Immunsystems bei Kindern bei. Für Klein und Groß sind außerdem die bekannten Supporter Vitamin C, Beta Carotin, Vitamin B12, Folsäure und Selen tolle Begleiter. Und: auch Omega 3 Fettsäuren und Antioxidantien sollten zum Alltag gehören. Mehr zu Nahrungsergänzungsmitteln für Kinder und wann sie sinnvoll sind, liest Du hier.

  • Spiel, Spaß & frische Luft: Regelmäßig aktiv sein und spielerisch und voller Spaß Zeit an der frischen Luft zu verbringen, ist wohltuend für den Körper und die Abwehr. Es kann die Durchblutung und den Stoffwechsel anregen. Bewegung im Freien unterstützt im Sommer so auch gleich die wertvolle Vitamin D Produktion. Erfahre mehr dazu in unserem Blogbeitrag Nichts leichter als das? So versorgst Du Deine Kids mit Vitamin D.

  • Schäfchen zählen: Schlaf ist wie eine nächtliche Wartungswerkstatt für das Immunsystem, denn er ist essentiell für ein funktionierendes Immunsystem. Achte so gut es geht auf regelmäßige Schlafzeiten und eine geruhsame Schlafumgebung, so kann sich der Körper regenerieren. Außerdem sollen während des Schlafs wertvolle Immunprozesse aktiviert werden.

  • Fürsorge & Balance: Körper und Emotionen hängen eng zusammen – darum spiegeln sich Stress, Ängste und Belastungen schnell körperlich wider – auch im Immunsystem. Mehr zu Stresshormonen und die körperlichen Auswirkungen liest Du auf unserem Blog. Ein liebevolles, unterstützendes Umfeld fördert die mentale Balance und so das Immunsystem.

Auf unserem Blog findest Du viele wertvolle Tipps rund um das Immunsystem:

 

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Ich wünsche Dir viel Erfolg auf Deinem Weg und sende herzliche Grüße und ein hohes Wohlbefinden! Julia

 

Bild einer jungen Frau mit blonden Haaren und weißem T-Shirt. In der Hand hält sie eine Orange.

Julia Lang
Fachberaterin für holistische Gesundheit® und Gründerin von InnoNature.

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